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Standort: Purkersdorf (Niederösterreich)

Wettbewerb: 1999

Planung: 1999 /2000

Umsetzung: 2000 –2002

Mitarbeiter: Dieter Maurer, Helene Zavodnik, Alexander Gressel

www.bundesforste.at

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Neben vier oberirdischen Geschoßen aus Holz besitzt das Haus zwei Tiefgaragengeschoße.

Selten erhält man die Möglichkeit, einen Solitärbaukörper aus dem Baustoff Holz in dieser Größenordnung im städtischen Umfeld zu planen und zu errichten. Schon der ursprünglich im Architektenwettbewerb für dieses Bauvorhaben vorgesehene Standort in Wien im 14. Bezirk bestand aus einer freien Grünfläche.
Noch bevor endgültig eine mögliche Baubewilligung für Wien erteilt wurde, entschieden sich jedoch die Österreichischen Bundesforste, das Gebäude nur wenige Kilometer weiter westlich in Purkersdorf, in einem Park unmittelbar neben dem Schloss Purkersdorf, zu errichten. Aus städtebaulichen Gründen wurde hier das vierte Geschoß bewusst zurückgesetzt, um eine bessere Eingliederung in das bauliche Umfeld von Purkersdorf mit seinen zwei- bis dreigeschoßigen Bauten zu erzielen.
Die Vorgabe aus dem Wettbewerb war, ein viergeschoßiges Holzgebäude zu planen, obwohl in Wien zum damaligen Zeitpunkt die Bauordnung ein Holzgebäude dieser Größe nicht zugelassen hätte. Aber auch in Purkersdorf (Niederösterreich) war es nur unter der Voraussetzung äußerst kooperativer Gespräche mit der Stadt, der Baubehörde und dem Sachverständigen möglich, ein Gebäude mit einem derart hohen Anteil an Holz zu errichten. Dass die Sockelzone dieses Bauwerks nach außen hin nicht in Holz erscheint, ist aber keineswegs dadurch begründet, dass man auf die Errichtung eines echten Viergeschoßers in Holz verzichtet hätte. Ausschlaggebend hierfür waren vielmehr Überlegungen zum konstruktiven Holzschutz im Spritzwasserbereich, sowie gestalterische Gründe — dem Gebäude sollte von außen ein ausgewogenes Antlitz verliehen werden. Bei genauerer Betrachtung dieser Sockelzone kann man jedoch erkennen, dass lediglich die Fassadenplatten aus Betonfertigteilen bestehen. In den Fensterleibungen erkennt man durchaus die tragenden Holz-Wand-Paneele der Erdgeschoßzone.

  • © ÖBF AG

  • © Thyssenkrupp Materials Austria GmbH

  • © ÖBF AG

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© ÖBF AG

Die Innenraumgestaltung ist geprägt durch die Symbiose aus konstruktiven Holzteilen, wie Primärträgern, Stützen, Holzrippendecken sowie weißen Flächen aus Gipskarton.

Das konstruktive Grundkonzept der Mitte besteht aus vier „Bäumen“ (Rundholz Lärche), welche frei über alle Geschoße aufstreben und deren „Äste“ den Fuß- und Mittelpfettenkranz, sowie das Holzgespärre der Glaspyramiden tragen. Die freistehenden Rundsäulen im Innenbereich tragen Doppel-Leimholzprimärträger. Diese wiederum dienen als Auflager von starken Brettsperrholzpaneelen. Die Fassadensäulen bestehen aus einem Verbund von Lärchenrundholzsäulen und rechteckigen Leimholzstützen. 
Ein großes Anliegen war es, die Idee der über vier Geschoße frei sichtbaren Säulen mit den eingehängten Holzgaleriedecken statisch und ästhetisch ansprechend zu bewältigen. Die Stahlträger, welche die einzelnen Holzmassivdeckenelemente der Galerie miteinander verbinden, blieben unsichtbar, denn Technik ist grundsätzlich da, dem Menschen zu dienen, und braucht nie über Gebühr in den Vordergrund zu treten. Das Antlitz eines Gebäudes hat viele Bedingungen zu erfüllen. Technik ist ein Teilaspekt, aber nicht der wichtigste. Die Forderung des Zeitgeistes, Technik über menschliche Bedürfnisse zu stellen, wird hier bewusst nicht mitgetragen.
Dem Thema des konstruktiven Holzschutzes wurde bei diesem Projekt große Aufmerksamkeit gewidmet. Das weit ausladende Vordach schützt die Fassade vor zu starker Bewitterung. Durch den Rücksprung des Dachgeschoßes wird das Verhältnis von Fassadenhöhe zu Vordach hinsichtlich der Schlagregen-beanspruchung zusätzlich verbessert. Sämtliche Balkonbalken wurden trotz ihrer Lage weit hinter dem Vordach mit Blechabdeckungen versehen. Die Erdgeschoßzone ist zur Gänze durch Betonfertigelemente geschützt.
Der Holzbau hat — vor allem für größere öffentliche Bauten — nur dann Zukunft, wenn dem konstruktiven Holzschutz zumindest wieder jenes Augenmerk geschenkt wird, wie es bei traditionellen Holzbauten der Fall war. Nur dann kann er sein großes Potenzial ausschöpfen, welches ihm für die Zukunft aus ganzheitlicher, vor allem aber auch aus ökologischer Sicht innewohnt.

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