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Standort: St. Marien (Oberösterreich)

Planung: 1999

Umsetzung: 1999

Mitarbeiter: Christian Mößler, Debora Mugnaini

www.kletzmayr.at

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Schnitt durch den Hof des Vierkanters

Der Kletzmayrhof, auch „Spitzhub“ genannt, wurde zum ersten Mal im Jahre 1463 urkundlich erwähnt. Das heutige Aussehen bekam der Hof im Jahre 1863, damals wurde rund um die alte Bausubstanz der neue Hof errichtet. 

Der prächtige Vierkanthof beeindruckt nicht nur durch seine Größe mit Seitenlängen von ca. 60×50m, sondern besonders auch durch sein Sichtmauerwerk aus gebrannten Ziegeln, mit der wesentlich dunkleren Erdgeschoßzone aus doppeltgebranntem Material. Das ziegelrote Sichtmauerwerk beginnt ab der Sturzhöhe des Erdgeschoßes und löst das dunkle Band im Bereich der Fenster des Erdgeschoßes ab. Die Sockelzone ist aus Natursteinen ausgeführt.

Johann Kräftner schreibt in seinem Buch „Österreichs Bauernhöfe“ über die Hauslandschaften in Oberösterreich: „So vielseitig das Land selbst mit seinen Landschaften vom Alpenhauptkamm bis zum Böhmerwald, vom Flachland am Inn bis zu den Hügeln des Mostviertels ist, so vielgestaltig und durch gegenseitige Beeinflussung vermischt sind auch seine Hauslandschaften.“ Von den drei ausgeprägten Hofformen Oberösterreichs, dem Vierseithof des Innviertels, dem Dreiseithof des Mühlviertels und dem Vierkanthof des Mostviertels, als „Vierkanter“ bekannt, stellt letzterer die repräsentativste und geschlossenste Gehöftform Oberösterreichs, ja wohl ganz Österreichs dar.

Die Planungsaufgabe im Jahre 1999 bestand darin, den südseitigen Trakt, welcher ursprünglich als Pferdestall und Wagenschuppen diente, zu einem Seminarzentrum zu adaptieren. Die vorgefundene Raumstruktur erforderte nur geringfügige Änderungen. Die Erschließung des Seminarbereiches erfolgt über die alte, südseitige Durchfahrt in den Hof, von wo aus man linker Hand zum großen Seminarraum, sowie zu den Toilettenanlagen gelangt. Rechts befinden sich nun anstelle des ehemaligen Pferdestalles ein geräumiger Speisesaal mit Buffet und die Seminarrezeption.

  • © Marie Kletzmayer

  • © Marie Kletzmayer

  • © Marie Kletzmayer

  • © Marie Kletzmayer

  • © Marie Kletzmayer

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© Marie Kletzmayer

Der neue Speisesaal dient auch als Aufenthaltsbereich.

Der Speisesaal dient gleichzeitig als Vorbereich zu drei weiteren Seminarräumen kleinerer und mittlerer Größe. In der Südostecke des Vierkanters wurden zwei Stuben zu einem Seminarraum adaptiert.

Um das traditionelle Erscheinungsbild des Vierkanthofes nicht zu verändern, wurde auf Umbaumaßnahmen an der Außenfassade verzichtet. Im Speziellen wurden aus diesem Grund in den beiden kleineren Seminarräumen keine zusätzlichen Fensteröffnungen in die Sichtziegelfassade gebrochen.

Im Gegensatz dazu besitzt der Pausen- und Speisesaalbereich hofseitig große, neue Fenster- und Türelemente aus Holz und Glas, was für eine helle und lichtdurchflutete Atmosphäre sorgt. Der Innenhof wurde hier mit groß-flächigen Natursteinplatten belegt. 

Um das Entree des Hofes freundlich und hell zu gestalten, wurde auch die alte, mit zwei Bögen ausgestattete Durchfahrt durch ein Holz-Glas-Element an der südseitigen Außenwand neu gestaltet. Die Ziegelstrukturen der gewölbten Decken in den kleineren Seminarräumen wurden freigelegt und gereinigt. Die preußischen Kappendecken des Speisesaales erhielten aus akustischen Gründen einen neuen Putz mit rauer Oberfläche.

Einige Jahre nach der Fertigstellung des Seminarzentrums im Inneren des Gebäudes wurde das Objekt durch eine großzügige Freiraumgestaltung mit Schwimmteich, Bauerngärten und „Freiseminarraum“ in einer Waldlichtung nochmals aufgewertet. Im Rahmen dieser gärtnerischen Gestaltung konnte die Geländesenke südlich des Gebäudes weitgehend aufgefüllt werden. Dadurch hat der Kletzmayrhof heute eine noch wesentlich sympathischere Ausstrahlung als nach seiner ersten Adaptierung.

Das Anwesen wird seit dem Jahr 1999 von der Familie Kletzmayr als Seminarzentrum geführt.

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