Standort: Hermagor (Kärnten)
Wettbewerb: 2002
Umsetzung: 2002 /2003
Auszeichnung: Energy Globe Kärnten 2005, Kärntner Holzbaupreis — Anerkennung 2005, Rotary Umweltpreis 2005, Österreichischer Gründach-Städtewettbewerb 2008 — Anerkennung
Mitarbeiter: Günther Weratschnig, Alexander Gressel, Christian Kanzian
Der Neubau der Volksschule Hermagor wurde als Pilotprojekt für ökologisch und baubiologisch einwandfreies Bauen konzipiert. Mit dem Gebäude sollte einerseits ein Höchstmaß an Behaglichkeit und ein gesundes Umfeld für die Kinder geschaffen werden, andererseits das Bewusstsein für ressourcenschonendes Bauen und ressourcenschonende Energiegewinnung geschärft werden. Zum Einsatz kamen vor allem der Baustoff Holz und Lehmputz in allen Klassenräumen als Klimaregulator und Schadstoffumwandler, das Gründach als Wärmespeicher, sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Weiters wurde eine Photovoltaikanlage installiert — diese dient der Demonstration der Energiegewinnung ohne Schadstoffausstoß.
Der Eingang an der Westseite nimmt stark Bezug auf die Bebauung der Wohnsiedlung „Neue Heimat“ und bildet den ostseitigen Abschluss dieser Wohnstraße. Aufgrund der Topografie des Geländes bzw. des starken Straßengefälles wurde entschieden, das Gebäude auf der Westseite auf mittlerer Ebene zu erschließen. Dadurch ist nicht nur das Obergeschoß, sondern auch das Erdgeschoß barrierefrei erreichbar.
Der Turnsaal wurde unmittelbar an der westlichen Grundgrenze im rechten Winkel zur Südfront situiert und mit einem begehbaren Dach ausgestattet. Dadurch wurden die nutzbaren horizontalen Flächen sowohl für den öffentlichen als auch für den schulischen Bereich vergrößert. Der Hauptzugangsweg von Süden wird durch eine großzügig ausgelegte Überdachung geschützt.
Das Gebäude ist als kompakter Baukörper mit einer zentralen, von oben belichteten Halle und mit einem schiffsförmigen Luftraum über alle Geschoße konzipiert. Die Klassenräume sind direkt von der Halle aus erreichbar. Alle Klassenräume sind rund um diesen zentralen Erschließungsbereich angeordnet. Dadurch ist die Orientierung im Haus sehr einfach. Die freie Mitte mit dem Licht von oben vermittelt Behaglichkeit und entspricht einem wichtigen Prinzip des Bauens nach der Lehre des Feng Shui. Dass der Luftraum in der Mitte die Form eines Schiffes hat, hat durchaus symbolischen Charakter. Im Erdgeschoß befinden sich seitlich des Einganges Direktion, Schulwart- und Konferenzraum. Unter der Anleitung der Werklehrerin Elisabeth Muffat wurden die beiden Lehmwände von Schülern der Volksschule gestaltet. Sie zeigen den Lebenszyklus unter Einbeziehung keltischer Symbole.
Der Schulbau ist in erster Linie als konstruktiver Holzbau konzipiert. Zwei Vollgeschoße wurden praktisch ausschließlich aus Holz hergestellt. Die Decken wurden aus Massivleimholzpaneelen errichtet. Decken mit größeren Spannweiten wurden durch enge Holzrippen an der Unterseite verstärkt. Um dem Konzept der Nachhaltigkeit zu entsprechen, wurden auch im Ausbau nachwachsende Rohstoffe eingesetzt: Konstruktionsholz, Holzweichfaserplatten als Außenwanddämmung und Zellulosefaserflocken als Dämmung zwischen den Holzkonstruktionen. Der überwiegende Teil der Fußböden wurde in Stabparkett mit geölter Oberfläche ausgeführt. Die Wände in den Klassen wurden mit Lehmputz ausgestattet.
© Christian Theny
Die Süd- und die Ostfront der Schule wurden im Bereich der Fensterzwischenräume mit einer integrierten Photovoltaikanlage mit einer Leistung von circa 2,2 kW/h bestückt. Von Beginn der Planungen an war beabsichtigt, die Photovoltaikzellen in die Fassade zu integrieren.
Der Ertrag aus der Einspeisung kommt der Schule zugute. Hier wurde ein wichtiger Umweltgedanke realisiert: „Kinder, wir erzeugen Strom direkt aus der Sonne!“ Im Inneren wurde ein Messgerät installiert, welches zeigt, wie viel Strom gerade produziert wird. Ein wichtiger Aspekt dieses Projektes ist es, Themen wie Umweltethik, Respekt vor der Schönheit der Natur, nachhaltiger Schutz unserer Lebensgrundlagen, Gleichgewicht zwischen Ressourcennutzung und -schonung, Verantwortung gegenüber der Umwelt im eigenen Wirkungsbereich bereits unseren jüngsten Mitbürgern, den Kindern, anschaulich zu vermitteln.
Um in den Klassenräumen eine optimale Luftqualität mit geringer CO2-Konzentration zu erreichen, wurde eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Diese ermöglicht eine permanente Frischluftzufuhr, ohne dass die Fenster geöffnet werden müssen. Jeder Klassenraum besitzt sein eigenes Lüftungsgerät. Dadurch ist jeder Raum individuell steuerbar.
In allen Klassenzimmern wurde eine Wandflächenheizung eingebaut, welche in den circa 3cm starken Lehmputz eingeputzt wurde. Da es sich hierbei um ein Niedertemperatur-Heizsystem handelt, ist das Temperaturgefälle im Raum minimal und somit ein hohes Maß an Behaglichkeit gewährleistet.